Nadja: Projekte, Publikationen, Lehraufträge und ein Freitag, der 13. als Glückstag
Im Gespräch mit unserer Kollegin Nadja Morgner.
Wir treffen uns heute zum Gespräch mit unserer Kollegin Nadja Morgner, die schon seit 2009 bei der IMTB ist. Nadja berichtet uns über 14 Jahre Beratungserfahrung, das Eintauchen in andere Arbeitswelten, die Arbeit mit Kunden und Studierenden und darüber, warum sie sich bei der IMTB wohlfühlt.
Hallo Nadja, Du bist von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der IMTB diejenige, die am längsten dabei ist. Wie bist du eigentlich zur IMTB gekommen?
Das ist jetzt schon eine Weile her, aber ich weiß es noch sehr genau. Ich war gerade mit meinem Studium fertig und hatte eine erste Beschäftigung in einem Auslandsprojekt bei einem ehemaligen Professor. Als dieses Projekt beendet war, wusste ich nicht genau, wie es weitergehen wird und musste mich erst einmal orientieren. Und in diesem Moment bekam ich von einem Ralph Naumann [Geschäftsführer der IMTB, d. Red.] eine Nachricht über XING, dass er Lust hätte, mich für eine Stelle als Juniorberaterin hier bei der IMTB kennenzulernen. Die IMTB hat also mich gefunden über Schlagworte. Da gehörte damals schon Geschäftsprozessmanagement dazu, weil ich im Studium ein Hochschulprojekt in Brandenburg gemacht hatte, durch welches schon viele Schlagworte in meinem Profil vorhanden waren, nach welchen die IMTB anscheinend gesucht hatte. Die Nachricht von Ralph hab ich noch.
Relativ kurz danach war ich dann an einem Freitag den 13. hier in der Schumannstraße 14 und hab geklingelt. An dem Abend machten mir zwei aufgeregte Kolleginnen auf und damit hatte ich damals schon fast das gesamte Team kennengelernt. Wir waren zu dem Zeitpunkt mit mir nur acht Personen, drei Kolleginnen, die drei Firmengründer, die Buchhalterin und ich als neue Kollegin. Wahnsinn.
Wenn man Beratung hört, meint man ja eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie dieser Beruf aussieht: Projekte, Projekte, Projekte und ziemlich viel Stress. Wie beschreibst Du Freunden und Familie, was Du machst?
Also, es fragt ehrlich gesagt kaum jemand danach, außer jetzt so langsam die Kinder. Ich erinnere mich dann immer ein kleines bisschen an das, was eine Kollegin mal sagte, wie sie es ihren Kindern erklärt. Sie hat das damals so formuliert: sie hilft anderen dabei, ihre Arbeit gut zu erledigen. Und so ein kleines bisschen versuche ich das auch so zu erklären. Wenn mich allerdings ein Erwachsener fragt, dann sage ich erst einmal „Unternehmensberatung“, weil das ein Begriff ist, mit dem viele etwas anfangen können. Nur, dass wir keine Unternehmen beraten, sondern die öffentliche Verwaltung. Und wenn es um die Themen geht, dann sage ich: „Naja, es sind organisatorische Themen an der Schnittstelle zur IT“, und dann klingt das meistens schon so langweilig, dass keiner mehr eine Nachfrage stellt. Es sei denn man hat jemanden vor der Nase, der aus einem ähnlichen Kontext kommt.
Und wie siehst Du das? Was macht Deinen Beruf für Dich aus? Was machen wir hier?
Es ist ein ständiges Eintauchen in die Arbeitswirklichkeiten anderer, ein Sich-Zurechtfinden in deren Umfeld, um dann tatsächlich Empfehlungen aussprechen zu können oder auch mit der eigenen Arbeitskraft bei Aufgaben zu unterstützen.
Wir haben als Firma ja ein ziemlich breites Leistungsportfolio. Welche Themen haben Dich im Laufe der Jahre, die Du hier arbeitest, am meisten angesprochen?
Also Freude macht mir immer das direkte Arbeiten mit den Kunden, etwas live mit anderen Menschen zu erarbeiten. Das kann dann alles mögliche sein, von Prozessmodellen bis hin zur Erhebung von Mengengerüsten für Personalbedarfsermittlungen, was wir zuletzt viel gemacht haben. Es ist dieser Austausch in direkten Workshopsituationen, online oder analog. Das macht mir wesentlich mehr Spaß, als mich zu Hause einzuschließen und an einem Konzept zu schreiben. Aber zur Abwechslung ist auch das mal schön, weil dieser direkte Kontakt zu Kunden ja auch herausfordernd sein kann. Man muss geistig sehr flexibel sein und ist auch nicht jeden Tag gleich gut darin, mit Menschen interagieren zu können und zu wollen. Aber grundsätzlich macht mir das schon am meisten Spaß. Es muss auch nicht unbedingt ein Kunde sein. Mit Kolleginnen und Kollegen ist es auch sehr schön, Dinge zu erarbeiten.
Du gehörst zu den Kolleginnen und Kollegen, die auch unter dem Reiter Veröffentlichungen auf unserer Website namentlich auftauchen. Du hast unter anderem aus Deiner Arbeit bei der IMTB heraus publiziert.
Ja, bei der IMTB war es damals die E-Akte-Studie zur Revisionssicherheit. Das ist jetzt schon etliche Jahre her. Später gab es auch noch mehrere Veröffentlichungen, wo nicht IMTB drüberstand, an denen wir aber mitgearbeitet haben, zum Beispiel eine Veröffentlichung mit dem Bundesverwaltungsamt (BVA), bei der es um das strategische Prozessmanagement ging.
Und dann ist eine Publikation mit dem DIN zusammen entstanden, die im Erarbeitungsprozess auch wirklich Spaß gemacht hat. Da haben Ralph [Naumann, d. Red.] und ich mit anderen Beratungsfirmen und Akteuren der öffentlichen Verwaltung sowie Hochschulen ein Dokument erarbeitet, in dem eine Vorgehensweise zur Einführung von Geschäftsprozessmanagement (GPM) in der öffentlichen Verwaltung entwickelt wurde. Die Publikation bezieht sich sowohl auf die strategische Ebene in einer Organisation, enthält aber auch Empfehlungen dafür, wie man GPM operativ gestaltet. Ein ähnliches Dokument hatten wir vorher auch schon mit dem Freistaat Sachsen erarbeitet, welches maßgeblich für die Einführungsvorgehensweise und generell für Geschäftsprozessmanagement in Sachsen ist.
Also Projekte und viel Stress, sind es nicht nur…
Nein, sonst könnte ich die Arbeit hier auch nicht seit so langer Zeit machen.
Ich habe die ganze Zeit über auch immer interne Aufgaben wahrgenommen. Das ging damals los, als wir das Qualitätsmanagement etabliert haben und unsere Kollegin Sylvia, die das aufgebaut hatte, nicht mehr da war. Da habe ich übernommen und war bis zu meiner ersten Elternzeit zentrale Qualitätsmanagementbeauftragte. Später ging es dann um die Publikationen, Aufgaben im Vertrieb und darum unsere internen Strukturen auf die nächste Ebene zu heben, um besser skalierbar zu sein, speziell für das Firmenwachstum. Als ich anfing waren wir ja nur acht Personen und sind inzwischen über 70 Kolleginnen und Kollegen.
Du bist für die Themen Projektmanagement und Prozessmanagement auch Dozentin an der HTW in Berlin, Deiner ehemaligen Hochschule, und gibst Dein Wissen an Studierende weiter. Kannst Du uns darüber ein bisschen erzählen?
Wir haben 2017/2018 eine Organisationsuntersuchung über die Berliner Standesämter geschrieben. Diese Untersuchung wurde dann im Sommer 2018 veröffentlicht. In Zusammenhang mit der Organisationsuntersuchung hat mein ehemaliger Professor Martin Brüggemeier die Anfrage an mich herangetragen, ob ich Zeit und Lust hätte, eine Lehrtätigkeit zu übernehmen. Damals war Prozessmanagement im Fokus und so konnte ich mir das gut vorstellen. Ich bin dann also als Lehrbeauftragte an meine ehemalige Hochschule zurückgekehrt. Das war nochmal eine neue Herausforderung, weil die Studierenden regelmäßig und viel Input wollten und brauchten. Für sie geht es um einen Leistungsschein und sie wollen vielleicht diese Themen auch in ihren Abschlussarbeiten weiterverarbeiten. Deswegen war auch noch einmal eine andere Verantwortung da, und zwar Einblick zu geben in unser Praxisleben als Beraterinnen und Berater aber eben verknüpft mit theoretischen Inhalten. Diesen Lehrauftrag habe ich zwei Semester gemacht, bis ich wieder in Elternzeit gegangen bin. Währenddessen habe ich den Lehrauftrag an Kollegen hier bei uns weitergegeben. Zuletzt hat sich der Inhalt auch noch einmal erweitert. Es ist noch Projektmanagement als Thema hinzugekommen. Ab Herbst habe ich diesen Lehrauftrag wieder selbst inne.
Du bist jetzt 14 Jahre bei der IMTB. Warum fühlst Du Dich hier offensichtlich so wohl?
Ich fühle mich hier wirklich sehr wohl. Zunächst mal kann ich mich hier selbst organisieren. Das ist mir persönlich sehr wichtig, war es schon immer. Das ist so meine Natur. Und jetzt mit der Familie ist es auch notwendig, weil ich Vollzeit arbeite. Ohne die Flexibilität, die wir hier haben, wäre das gar nicht drin mit zwei kleinen Kindern in einer herausfordernden Tätigkeit, die ja auch nicht jeden Tag gleich ist. Das ist erstmal ein wichtiger Punkt.
Dann ist es ebenso wichtig, dass es mir hier nie langweilig geworden ist. Bei den Projekten auf der einen Seite, aber natürlich auch bei den internen Aufgaben. Die Projekte dominieren allerdings den Arbeitsalltag. Da hab ich manchmal fast das Gefühl, ich habe für zehn bis zwanzig verschiedene Arbeitgeber gearbeitet, weil es eben immer wieder so ein Eintauchen in die Arbeitswelt von anderen ist und man dann ja auch ein Stück weit Teil von denen und ihren Themen und ihrer Organisation wird. Als ich zum Beispiel mit den Standesbeamten hier in Berlin gearbeitet habe, haben sie mich durch das Modellieren der Fachprozesse auch fast zu einer halben Standesbeamtin hin entwickelt, so haben wir oft gescherzt. Das macht es so spannend. Die Abwechslung an Themen aber auch an Menschen.
Und dann ist es auch bei uns intern eine sehr schöne Atmosphäre. Man kann sich einfach wohlfühlen und auch so ein bisschen fallen lassen. Ich muss nicht die ganze Zeit die toughe Beraterin sein. Man kann eben einfach auch Mensch sein und das ist sehr angenehm.
Diese Dinge, das sind eigentlich die drei wichtigsten Punkte. Und die stehen ohne Priorisierung so nebeneinander.
Danke, liebe Nadja, für das sehr interessante Gespräch und auf viele weitere schöne Jahre bei der IMTB.