Yassine: Praktikant – Werkstudent – Bachelor – Master – Junior-Berater
Im Gespräch mit unserem Kollegen Yassine Baklouti.
Lieber Yassine, Du hast gerade bei uns als Junior-Berater angefangen, bist aber schon seit viereinhalb Jahren als Werkstudent Teil unseres Teams. Dein Abitur hattest Du noch in Deiner Heimat Tunesien gemacht. Wie war das damals?
Ich hatte das Privileg, dass ich in Tunesien in sehr guten Schulen war und in einem Elite-Gymnasium mein Abitur machen konnte. Das Schulsystem in Tunesien funktioniert so, dass man nach der Grundschule, ein Collège und später je nach Leistung ein Lycée besucht. Zwischen jeder Phase gibt es ein Auswahlverfahren. Man schreibt Klausuren in verschiedenen Fächern, wie Mathe, Physik und Chemie. Diejenigen, die am besten abschneiden, bekommen die Plätze in den Eliteschulen. Ich hatte es tatsächlich geschafft, im größten Elite-Gymnasium Tunesiens mein Abitur machen zu dürfen und bekam von meiner Schule Empfehlungen für ein Studium im Ausland, unter anderem in Deutschland. Ich habe noch ein Vorbereitungssemester in Tunesien absolviert und bekam anschließend mein Visum für das Studium.
Wie war es, hier in Deutschland anzukommen?
Mein Gymnasium war sehr stark am europäischen Modell orientiert. Dadurch war der Kulturschock nicht ganz so groß, als ich hergekommen bin. Wir wurden ja frühzeitig darüber aufgeklärt, wie hier alles abläuft.
Mir war es dann erst einmal wichtig, die Sprache so gut, wie möglich zu lernen, damit ich im Studium auch alles mitbekomme. Ich wollte unbedingt in die Richtung Ingenieurswesen. Also habe ich mich für Wirtschaftsingenieurwesen beworben, weil ich mich als Generalist da gut aufgehoben fühlte. Ich wurde an einigen Hochschulen angenommen, aber da ich in Berlin Familie habe und viele Tunesier mir die HTW empfohlen haben, bin ich dort gelandet.
Wie bist Du dann zur IMTB gekommen?
Ich hatte schon vorher gearbeitet, habe Nachhilfe in Französisch und Mathe gegeben und im Hotel Adlon gearbeitet. Für das Studium an der Hochschule waren die Nachtschichten im Hotel schwierig. Es war körperlich oft anstrengend am nächsten Morgen wieder in der Hochschule zu sein.
Ich habe dann etwas anderes gesucht und dachte damals: Ich möchte einfach verstehen, wie die Deutschen ticken. Als ich auf LinkedIn gesehen habe, die IMTB macht Projekte in Ministerien und Verwaltungen, da dachte ich: Das könnte interessant sein!
Das Bewerbungsverfahren war relativ einfach, weil ich da auch nicht so viel schreiben musste. Also habe ich einen Lebenslauf geschickt und hatte bald mein erstes Telefonat und so hat es sich ergeben, dass ich seit April 2019 hier bin.
Wie fandest Du den Einstieg hier?
Gleich beim ersten Gespräch hatte ich Kontakt mit der Geschäftsführung. Das war anders als im Hotel, wo ich gerade mal meinen direkten Vorgesetzten kannte. Hier saß ich gleich einem Geschäftsführer und einer Kollegin gegenüber und war aufgeregt. Ich hatte übrigens auch so ein blaues Hemd an, wie heute. Daran erinnere ich mich.
Ich hatte gleich ein gutes Gefühl, weil mir vermittelt wurde, dass ich sofort richtig arbeiten kann. In den ersten Tagen hat mich unsere Kollegin Megi begleitet und mir die Aufgaben erklärt. Und so ging es dann weiter Schritt für Schritt. Und jetzt kenne ich mich wahrscheinlich in diesen Räumlichkeiten besser aus als unsere Geschäftsführung: die Räumlichkeiten, wer was macht, und wo was ist. Die genauen Funktionen kennt aber natürlich die Geschäftsführung besser.
Welche Aufgaben hast Du genau gehabt?
Es ist eher die Frage, welche Aufgaben ich in den Jahren nicht gehabt habe: vom Empfang, Post, Rechnungsbearbeitung, interne Kommunikation, Eventorganisation, Logistik, Organisatorisches. Alles, was man vielleicht nicht unbedingt sieht, aber was man merkt, wenn es nicht da ist. Und damit habe ich mich sehr gut gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, ich bin mein eigener Chef. Ich mache alles, wie ich es für richtig halte, und es kommt sehr gut an. Diese Eigenständigkeit und Eigenverantwortung, das war für mich absolut wichtig.
Ich hatte in der Büroorganisation einiges optimiert, so dass ich mit den Arbeiten schneller fertig war. Dadurch hatte ich Kapazitäten gewonnen und habe dann auch fachliche Aufgaben gekriegt. Damals kamen zwei Kolleginnen zu mir und haben gesagt: „Falls Dir ein bisschen langweilig sein sollte, dann hätten wir da was für Dich“. Das war meine erste fachliche Aufgabe, eine fürchterliche, riesige Excel-Tabelle. Damit ging es los. Später habe ich noch andere Auswertungen gemacht. Es hat mir gefallen, dass ich da etwas tue, was Umsatz generiert.
Du hast dann auch das Praktikum im Rahmen Deines Bachelorstudiums bei der IMTB absolviert…
Ja, ich bin dann vom Werkstudenten zum Praktikanten geworden. Da war ich sechs Monate in verschiedenen Themen, wie Finanzen, Organisation und Büro, Projektmanagement, Vertrieb und Angebotserstellung unterwegs. Das war eine lehrreiche Zeit. Ich bin durch alle Bereiche gegangen und habe einen sehr tiefen Einblick in das Unternehmen bekommen.
Und dann hattest Du Dich wegen der guten Erfahrungen entschieden auch Deine Bachelorarbeit über ein Thema zu schreiben, das die IMTB angeht?
Genau, ich habe meine Bachelorarbeit hier geschrieben, und zwar zum Thema Projektmanagement, weil ich festgestellt habe, dass unsere internen Prozesse für das Projektmanagement verbessert werden können. Wir brauchen ein PMO (Projekt-Management-Office). Und jetzt haben wir damit angefangen und das finde ich super!
Und weil das so gut lief, ging es dann mit der Masterarbeit weiter…
Die habe ich auch über ein IMTB-Thema geschrieben, nämlich über Corporate Social Responsibility. Gesellschaftliche Verantwortung steht in unserer IMTB-Vision. Ich habe für die Masterarbeit eine CSR-Strategie entwickelt und auch da gibt es die Überlegung, das im nächsten Schritt zu implementieren. Das fühlt sich absolut sexy an. Wenn Du ein Thema bekommst und Dich dann auch sofort verantwortlich fühlst, hast Du eine komplett andere Motivation. Es ist Dein Vorschlag oder Deine Idee, die Du verwirklichen möchtest.
Du warst jetzt bei uns vier Jahre Werkstudent. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Es waren sehr schöne Zeiten.
In einem mittelständischen Unternehmen wie der IMTB kann ich vielseitige Erfahrungen sammeln und meine Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen ausbauen. Dies ermöglicht mir eine breite Expertise zu entwickeln und fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams in verschiedenen Projekten. Es gab Momente, wo Du sagst: „Gerade ist es mein Traumjob“ und manchmal konnte man auch nur die Augen verdrehen. Aber es gibt immer Höhen und Tiefen. Das macht die Arbeit dynamischer, sonst wäre es viel zu langweilig.
Schön ist, dass hier eine flache Hierarchie herrscht. Selbst während meiner Verantwortung für bestimmte Aufgaben haben meine Kolleginnen und Kollegen tatkräftig mitgeholfen. Im Gegensatz dazu habe ich in anderen Unternehmen beobachtet, dass die Menschen sich oft auf andere verlassen und Aufgaben liegenlassen. Hier ist dieses Verhalten nicht anzutreffen. Es gibt keine Mentalität wie „der Werkstudi wird das schon erledigen.“ Diese Kultur eröffnet mir die Möglichkeit, in verschiedene Aufgabenbereiche hineinzuschauen, ohne dass meine Qualifikation in Frage gestellt wird. Das Konzept des „Learning on the job“ wird in diesem Zusammenhang aktiv gefördert. Selbst wenn ich noch nicht über das nötige Fachwissen verfüge, gibt es immer jemanden, der mich anleitet, meine Aufgaben erklärt und klärt, was genau von mir erwartet wird.
Welche Arbeiten haben Dir als Werkstudent am meisten Freude bereitet?
Die Leute dabei zu unterstützen in einer vernünftigen, guten Arbeitsumgebung zu arbeiten. Das sind Sachen, die viel im Hintergrund passieren, die aber dafür sorgen, dass die Kolleginnen und Kollegen glücklich sind, wenn sie ins Büro kommen und dann auch produktiver sind.
Was ich ganz toll fand, war, dass ich vieles von der Arbeit für meine Uni gebraucht habe. So Themen wie Finanzen, Controlling, Bilanzierung und Projektmanagement, die habe ich ja hier erlebt und dann auch in meinem Studium wiedergefunden. Da ging es mir dann manchmal so: „Ah, jetzt verstehe ich, warum wir das so machen.“ Also dieses andersherum – erst Praxis und dann in der Theorie sacken lassen – fand ich viel besser als erst Theorie und dann Praxis.
Ab dem 01.09.2023 arbeitest Du bei uns als Junior Berater. Was hat Dich dazu bewogen?
Ich glaube am meisten waren das die Menschen hier. Ich weiß, dass ich mit einigen Kolleginnen und Kollegen hier viel erreichen werde. Dies gilt sowohl für die berufliche als auch für die persönliche Ebene. Die Arbeit an sich war nicht der Hauptgrund. Es gibt manchmal schon schwierige Arbeitssituationen, aber wenn Du einfach tolle Leute dabeihast, ist das kein Problem. Wir werden das gemeinsam meistern, weil ich eine gewisse emotionale Basis aufgebaut habe, die ich brauche, um zu arbeiten.
Und zweitens: Wir ergänzen uns gegenseitig. Die Struktur, die wir haben, die können wir nur fördern. Na klar, wir haben hier keine Associate Manager oder toll klingende Positionen. Wir haben Junior-Berater, Berater, Senior-Berater und dann Manager oder Fachspezialisten. Und man weiß manchmal gar nicht, ob jemand Junior-Berater, Berater, Senior-Berater oder Fachspezialist ist, weil es im Miteinander überhaupt keine Rolle spielt. Das gefällt mir.
Lieber Yassine, wir wünschen Dir viel Erfolg beim Berufseinstieg und bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.